Redebeitrag von solidarischen Feministinnen an der Demo vom 24.9.2016

Liebe  Nekane

Frauen die Kämpfen sind Frauen die Leben

Dieser Titel aus den 80iger Jahren ist heute so aktuell wie damals. Weltweit nehmen die Angriffe auf Frauen zu, aber auch die kollektiven Kämpfe der Frauen gegen Patriarchat und Kapital. In Indien als Pink Sari Revolution, auf den Philippinen formiert als Makibaka und  in Kurdistan als Kongra Gel und YPJ verteidigen Frauen mit der Waffe in der Hand ihr Leben, ihre Würde und ihre Ideale für eine andere Gesellschaft.

Auch hier im Neoliberalismus gibt es noch Frauen, die gegen Patriarchat und Kapital kämpfen. Wie schon früher oft als Minderheit in gemischten Strukturen. Kollektiv als antikapitalistisch und antipatriarchal kämpfende Frauen gibt es schon etwas weniger und sie sind ganz schnell als solche verschrien, die die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt haben. Und die Zeichen der Zeit sollen heissen..

…Wir haben alles erreicht, für Frau ist alles möglich

…es braucht keine Geschlechter mehr

…der Kampf den frau heute führen soll ist gegen sich selbst, gegen ihre zu vielen Kilos, gegen Falten, gegen Haare, vor allem gegeneinander und auf jeden Fall zur Selbstoptimierung und Gewinnmaximierung

Wir wissen alle, dass das Unsinn ist. Wir wissen, dass es uns davon abhalten soll, kollektive Strukturen aufzubauen….

Die Angriffe auf Frauen sind die gleichen geblieben und nehmen  massiv zu. Das erlebten Berta Caseres und viele kämpfende Frauen die in ihrem Kampf für eine andere Welt umgebracht wurden. Das erleben die kurdischen Frauen deren über Jahre aufgebaute Strukturen im Fokus der Angriffe des türkischen Staates stehen.

Und das erfährst du Nekane hier und jetzt.  Dein Engagement für ein freies Euskadi wird dir zum Vorwurf gemacht. Dass du über erlebte Folter und sowohl sexistische, wie auch sexualisierte Gewalt sprichst wird dir auch angelastet, weil du damit das Tabu brichst über erlebte sexualisierte Gewalt seitens des Staates zu sprechen. Das wird nicht gerne gehört, denn bei sexualisierter und auch sexistischer Gewalt wird Frauen generell eine Mitbeteiligung zugeschoben, oder zumindest soll die Scham über erlebte Gewalt verhindern, dass Frauen über die gewalttätigen Übergriffe sprechen und so die gesellschaftstragende Dimension klar wird.

Als Feministin ist dir Nekane wie auch uns bewusst, dass Gewalt gegen Frauen, und besonders Gewalt gegen politisch aktive Frauen systemtragend ist. So wie sich der Kapitalismus nur durch massive Gewalt, Kriege und räuberische Ausbeutung am Leben halten kann, so braucht auch das Patriarchat als Herrschaftsform Gewalt als zentrales Element zum Überleben. Und der Kapitalismus wiederum braucht als Sicherung der Herrschaft die Spaltung der Gesellschaft in Geschlechter und Menschen verschiedenster Herkunft.

Unsere Antwort darauf heisst Solidarität! Kampf dem Kapital, Kampf dem Patriarchat!

Liebe Nekane, als autonome antikapitalistische Feministinnen grüssen wir dich als kämpfende Schwester.

Freiheit für alle politischen Gefangenen!